Der Trommler ein Märchen

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Vortragsreihe Offenes Fenster vom 04.01.2017

Erzählerin Anna Nold, Tamins

Frau Nold erzählte dieses Märchen in einer sehr gefühlsvoll ausgeschmückter und beeindruckender Weise.

Ein junger Trommler findet an einem See drei Stückchen feines Leinen, wovon er eins mitnimmt, ohne weiter daran zu denken. Beim Einschlafen erscheint ihm eine Königstochter, die von einer Hexe auf den Glasberg gebannt wurde. Ohne ihr Hemdchen kann sie nicht wie ihre zwei Schwestern vom See fortfliegen, in dem sie badeten. Er gibt es ihr und verspricht ihr zu helfen. Sie kann nur sagen, dass der Glasberg hinter dem Wald der Menschenfresser liegt. Er geht in den Wald und weckt mit seiner Trommel einen Riesen, dem er erzählt, das sei ein Signal an viele andere, die kämen, um ihn zu töten. Sie sprängen weg, wenn er sie fassen wolle, aber wenn er schlafe, kletterten sie an ihm hoch und schlügen ihm mit Eisenhämmern den Schädel ein. Der Riese verspricht, sie künftig in Ruhe zu lassen, und trägt ihn mit zwei anderen zum Glasberg, aber nicht bis ganz oben.
Zwei Männer streiten um einen Zaubersattel, mit dem man sich überallhin wünschen kann. Den nimmt der Trommler ihnen durch List ab und wünscht sich auf den Glasberg. Er bittet bei einer Alten mit braunem Gesicht, langer Nase und roten, scharfen Augen um Unterkunft. Dafür muss er am nächsten Tag mit einem Fingerhut den Fischteich vor dem Haus ausschöpfen und am übernächsten mit Werkzeug aus Blei und Blech, das nicht hält, den Wald dahinter abholzen. Beide Male kommt ihm mittags ein Mädchen zur Hilfe. Er legt seinen Kopf in ihren Schoß, und als er aufwacht, sind alle Fische gefangen und alles Holz geordnet. Nur ein Fisch und ein Ast liegen allein. Damit schlägt er die Alte, als sie danach fragt. Am dritten Tag soll er alles Holz auf einem Haufen verbrennen. Er steigt auch furchtlos in die Flammen, als sie ihn einen Holzklotz holen lässt, der nicht brennt. Da verwandelt dieser sich in die Königstochter. Er wirft die Alte ins Feuer, als sie sie packen will.
Die Königstochter reicht ihm ihre Hand und wünscht sie beide mit einem Wunschring vor das Stadttor. Als er seine Eltern besucht und sie trotz Warnung seiner Braut auf die rechte Wange küsst, vergisst er sie. Sie bauen von den Edelsteinen aus dem Hexenhaus einen fürstlichen Palast und arrangieren eine Heirat. Die traurige Königstochter, die inzwischen einsam in einem Waldhäuschen gelebt hat, wünscht sich ein Kleid wie die Sonne, dann wie der Mond, dann wie die Sterne. Damit erkauft sie sich von der Braut dreimal, vor der Kammer des Bräutigams schlafen zu dürfen. Aber nur die Leute im Haus hören ihr Rufen, weil die Braut einen Schlaftrunk in seinen Wein schütten lässt, und erzählen es ihm. Das dritte Mal schüttet er den Schlaftrunk hinters Bett. Als er ihre Stimme hört, erinnert er sich, bereut und führt sie sofort zu seinen Eltern, dass sie heiraten. Die andere Braut ist mit den Kleidern zufrieden.
Quellnachweis wikipedia 

Anschliessend wurde zur Frage: was sagen  Märchen überhaupt aus, diskutiert. Sind sie wegweisend für das Leben oder nur Fantasien ?

Meistens müssen die Märchenfiguren zuerst einen weiten und mühsamen Weg zurücklegen. Furchtlos gehen sie durch dunkle Wälder um ihr Ziel zu finden. Unterwegs begegnen sie allerhand merkwürdigen Gestalten oder Tieren, die ihnen jedoch hilfreich den Weg zeigen und Ratschläge erteilen. Sind sie am Ziel, gibt es weitere Prüfungen die sie bestehen und/ oder  Arbeiten erledigen müssen, wobei auch hier, oft gute Helfer auftauchen. Kurz vor dem Erreichen ihres Ziels, treten weitere z.T. unmögliche Hürden auf, bis sie selber oder die gesuchte Märchenfigur, erlöst werden kann.
Märchen enden immer im Guten.

Das Leben, im Vergleich geht oft den selben Weg. Manchmal ist es ein langer  und mühsamer Weg zum gesetzten Ziel und unterwegs müssen genauso Hindernisse und Hürden überwunden werden. Gute und hilfreiche Mitmenschen, auf die man zählen kann, trifft man auch im Leben immer wieder an.

Ein Hinweis zu den Gebrüdern Grimm sowie zum Märchen:
In die Zeit eines sparsamen und zurückgezogenen Lebens nach dem Studienabschluss 1806 datiert der Beginn der Sammlung von Märchen und Sagen, die uns heute als eines der Hauptwerke der Brüder Grimm bekannt sind. Die von Jacob und Wilhelm Grimm auf Veranlassung von Achim von Arnim und Clemens Brentano gesammelten Märchen entstanden nicht aus ihrer eigenen Phantasie, sondern wurden nach alten, vorwiegend mündlich überlieferten Geschichten von ihnen gesammelt und zusammengetragen und mehr oder minder stark überarbeitet, in Ausdruck und Aussage geglättet und geformt. Eine ihrer wichtigsten Quellen waren die Märchen, die die aus hugenottischer Familie stammende Dorothea Viehmann den Brüdern erzählte. An den Sammlungen waren z. B. auch die Brüder Werner von Haxthausen, August von Haxthausen sowie die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff und ihre Schwester Jenny von Laßberg beteiligt. Es ist das bleibende Verdienst von Wilhelm Grimm, der mit der Bearbeitung die weitere Verbreitung gesichert und mit der kritischen Untersuchung zu Quellen und Entwicklung der Volksmärchen die Märchenkunde als Wissenschaft begründet hat.

Jacob Grimm erhielt das Märchen der Trommler 1838 brieflich von Karl Goedeke, der dazu vermerkte, es von seiner Tante, „einer schlichten Bürgersfrau“, gehört zu haben, die es wiederum von einem Eichsfelder Lumpensammler habe. Diese Handschrift ist ausnahmsweise erhalten und wurde von Wilhelm Grimm für den Druck hauptsächlich stilistisch überarbeitet.
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