Gaissenpeter

Vortragsreihe Offenes Fenster vom 01.06.2016

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Referent Jörg Wuttge, evang. Pfarrer in Cazis

Jörg Wuttge stellt den Ort Cazis als den Ort der Durchreise dar wo  schon früher Reisende auf dem Weg Richtung Süden, einen längeren oder kürzeren Aufenthalt einlegten, Gäste wurden, eine Weile blieben bis sie weiter zogen. Der Weg führt an der St. Nepomuk-Kapelle, Kirche St. Martin und  der St. Wendelin Kapelle vorbei, wo für eine gute Weiterreise gebetet wurde. Ebenfalls am Weg befindet sich die Psychiatrische Klinik Beverin und das Gefängnis Realte – Orte wo man ebenfalls vorübergehend bleibt.

Seit ein paar Jahren ist das Hotel Krone in Unterrealta zum Transitzentrum für Asylsuchende geworden.  80 Personen, je 4 Menschen aus verschiedenen Nationen in einem Zimmer. Dass sich auf einem so engen Raum, sehr unterschiedliche Menschen nicht immer vertragen, versteht sich. Oft musste die Polizei eingreifen. Dieser Zustand veranlasste  die Kirchgemeinde, diese Leute heraus zu holen und sie sinnvoll zu beschäftigen. Ein Kaffee-Treff, geführt von Ehrenamtlichen wurde auf den Plan gerufen. Man traf sich regelmässig mit Leuten aus der Umgebung buk und bastelte zusammen und redete über die Traditionen der verschiedenen Herkunftsländer. Parallel  entstand eine Krabbelgruppe für die Kleinen, welche von freiwilligen Kindergärtnerinnen betreut wird.
Die Arbeitsgruppe AGAPE, was Nächstenliebe bedeutet, und nicht von anderen fordert, sondern mit gutem Beispiel vorangeht, wurde  in Cazis  ins Leben gerufen.
AGAPE ist ein Netzwerk, in dem verschiedene christliche Gruppierungen und Kirchen zusammenspannen. Ihr Ziel ist es, Flüchtlinge, Asylsuchende, Ausgesteuerte und Randgruppen zu unterstützen. Ihre Projekte sollen Menschen und Kulturen verbinden, Lebenssinn geben, Not lindern und Hoffnung vermitteln. AGAPE will einen Beitrag zu Integration leisten.
In der ARBEITSGRUPPE AGAPE von Cazis sind vertreten:

  • das Dominikanerinnenkloster in Cazis
  • die Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde in Cazis
  • die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) in Thusis

In der Zwischenzeit sind folgende Projekte entstanden:

Wäsche Projekt:
Es werden kleinere und grössere, regelmässige oder sporadische Waschaufträge entgegen genommen. Dazu ist die Wäscherei mit professionellen Maschinen ausgerüstet, mit denen Privat-, Berufs- und Flachwäsche gewaschen wird, sowie auch Duvets, Wolldecken, Motorradbekleidung, Feuerwehrwäsche und selbst Pferdedecken. Auf Wunsch ist ein Haus-Service möglich.
AGAPE schafft durch dieses Projekt in unserer Region Arbeitsplätze für Arbeitslose/Ausgesteuerte, die aus verschiedensten Gründen im Erstarbeitsmarkt noch nicht/oder nicht mehr mithalten können. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Nationalität und Religion diese Personen angehören. Die Infrastruktur wird von der Schule St. Catharina in Cazis zur Verfügung gestellt.
Was sind die Ziele ?
Das Wäscheprojekt soll stufenweise auf eine Arbeitsstelle im Erstmarkt hinführen. Leistungs- und Qualitätsziele werden vereinbart und den persönlichen Umständen entsprechend festgelegt. Nach Erfüllen dieser Ziele besteht die Möglichkeit eine interne Weiterbildung zu absolvieren und das schweizerisch anerkannte Zertifikat der Hotel- und Gastroformation Weggis zu erlangen. Dieses steigert die Chancen auf eine Anstellung im Erstmarkt beträchtlich.

Apéro Projekt:
Diese Gruppe arrangiert Apéros mit Häppchen aus aller Welt: Thailändische Frühlingsrollen, tibetische Momos, eritreische Ingheras, tamilische Maalu Paan und serbisches Burek. Persönliche Wünsche nimmt die Apéro Gruppe gerne entgegen. Frauen verschiedener Nationalitäten bereiten die Spezialitäten aus ihren Ländern vor und servieren ihre Köstlichkeiten vor Ort. Auf Wunsch übernehmen sie gerne den Getränkeservice. Für Anlässe bieten sie das Catering für ein Essen aus einem Wunschland an.
Bei einem Apéro sind alle in Bewegung und es kommt Gross und Klein ins Gespräch. Es entstehen wertvolle Kontakte und Begegnungen und die entspannte Atmosphäre ermöglicht einen Austausch und das Kennenlernen der Köchinnen. So findet auf einfache Weise eine kulturelle Verständigung statt.
Was sind die Ziele?
Das Catering-Angebot will Begegnung und Wertschätzung zwischen verschiedenen Kulturen ermöglichen. Beim Apéro verdienen sich die Frauen einen kleinen finanziellen Zustupf – ansonsten soll er selbsttragend sein.

Gaissen Projekt:
Unter fachkundiger Begleitung lernen die Projektmitarbeiter den Umgang mit Geissen in der Schweiz. Asylsuchende und Flüchtlinge erlernen die Herstellung und Vermarktung von Ziegenprodukten und erhalten so die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und finden später im Idealfall auf einer Alp Arbeit. Ausserdem werden mit Ziegen sowohl Waldflächen und Alpgebiete entbuscht, als auch Raine und Waldrandgebiete „gemäht“.
Bei vielen Asylsuchenden und Flüchtlingen in unseren Dörfern sind Kenntnisse der Ziegenhaltung vorhanden. Mit diesem Projekt erhalten diese Menschen eine Arbeitsmöglichkeit und werden über den sekundären wieder für den primären Arbeitsmarkt fit gemacht.
Die Selbstversorgung steht im Zentrum des Projekts. Speziell bei Milchallergikern wird die Nachfrage nach Ziegenmilchprodukten im einheimischen Markt immer stärker. Ein nächster Schritt ist somit der Ausbau von Ziegenmilch und -Käseproduktion, sowie die Vermarktung dieser Produkte. Die gute Arbeitseinteilung beim Gaissenprojekt erlaubt dem Hirten den Besuch von Deutschsprachkursen.
Ziele des Projekts
Arbeitslose Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge werden in den sekundären Arbeitsmarkt eingegliedert.
Die umliegenden Waldrandgebiete sind gepflegt.
Die Techniken der Milch-, Käse- und Fleischproduktion werden vermittelt.
Nach drei Jahren ist das Projekt selbsttragend.

Um ihre Ziele zu erreichen, strebt die Arbeitsgruppe AGAPE hohe politische und finanzielle Unabhängigkeit an. Deshalb ist die Organisation als Trägerschaft auf Unterstützung angewiesen.

Spenden helfen Projekte zu lancieren, die am Puls der Zeit sind.

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