Kerngesund trotz chronischer Krankheit

Vortragsreihe Offenes Fenster vom 04.02.2015

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Referenten Margrit und Walter Gaberthüel, pensioniertes Pfarrehepaar, Naters

Walter Gaberthüel zeigt zu Beginn seines Referates symbolisch einen schrumpfligen Apfel, dessen Kerngehäuse aber noch kerngesund ist. Er betont, dass im Leben der gesunde „innere Kern“ eines Menschen das Wichtigste ist, nicht das äussere Aussehen.
Er beschreibt im ersten Teil seine Krankengeschichte. Geboren ist er mit einem kopfgrossen Kropf. Drei Monate nach der Geburt erkrankte er an Keuchhusten, mit neun Monaten an einer Lungenentzündung. Dies führte zu der chronischen, medizinisch nicht heilbaren Bronchiektasie. Verschiedenste Krankheiten und Operationen durchlebte er als Kind und Jugendlicher, die oft einen Spital- oder Sanatoriumsaufenthalt nötig machten. Aber auch als Erwachsener gab es immer wieder schwere und schwerste Krankheitszeiten bis zu einem Burnout mit Depressionen zwei Jahre vor der Pensionierung.
An seine letzten vier Schuljahre erinnert er sich nicht gerne. So wurde er z. B. vom Turnlehrer gemobbt indem dieser ihn zu Turnleistungen zwang, die er aufgrund seiner Krankheit nicht ausführen konnte. Mit dem Deutschlehrer hatte er dagegen keine Probleme, denn Walter Gaberthüel konnte u.a. gute, fantasievolle Aufsätze schreiben. Sein erstes starkes Selbstbewusstsein fand er in der Kadettenmusik; dort schlug er die Tschinellen und durfte in der Uniform an den Musikumzügen aktiv teilnehmen.
Bei der Berufsberatung hiess es, dass er zu schwach oder zu dumm sei für eine Lehre. Schlussendlich absolvierte er aber die Lehre als Drogist, die er mit Erfolg abschloss. Im Alter von 20 Jahren erlebte er die Berufung zum Pfarrer, obschon er sich diesen Beruf aufgrund seiner Krankheit kaum vorstellen konnte.
Margrit Gaberthüel, seine Frau, leidet ebenfalls an Bronchiektasie. Ihre Krankheit verlief allerdings etwas anders. Im Gegensatz zu Walter war und ist sie körperlich kräftiger gebaut.
In der ersten Gemeinde musste sie oft ihren Mann vertreten, denn der kleinste Luftzug konnte bei ihm Fieber und die Gefahr einer Lungenentzündung auslösen. So musste er immer wieder das Bett hüten. Das führte seine Frau Margrit oft an ihre eigenen Grenzen. Sie war manchmal richtig wütend auf ihn, obwohl sie wusste, dass ihr Mann sich nicht wehren konnte gegen das Kranksein. Im elften Ehejahr war sie während vielen Wochen selber ernsthaft krank. Sie fühlte sich elend und kraftlos. Da erst konnte sie ihren Mann richtig verstehen. Deshalb bat sie ihn für ihr Unverständnis um Vergebung.
In diesen Wochen der Krankheit bat sie auch Gott um Hilfe. Sie hoffte immer wieder, dass Gott ihre Krankheit heilen würde – aber nichts geschah. So fühlte sie sich immer schlechter, körperlich und seelisch, bis sie einen Durchbruch erlebte. Es wurde ihr klar, dass Gott sie bedingungslos liebt in jeder Situation ihres Lebens, auch wenn sie krank ist. Obwohl sie später immer wieder Rückschläge erlitt, fand sie die innere Ruhe: sie konnte Ja sagen zur äusseren Krankheit. Sie erlebte eine innere Heilung; „im Kern“ wurde sie gesund. Ihre Kraft und Energie liessen die positiven Seiten des Lebens wieder zu. Zur grossen Hilfe wurde ihr dabei das Danken. Danken für das Gute, das sie jeden Tag erlebt, für Medikamente und Therapien, für liebe Mitmenschen, für alles, was sie noch tun kann und vieles mehr. Bis heute nimmt das Danken einen wichtigen Platz in ihrem Alltag ein.
Seit Jahrzehnten braucht sie 2 – 3-mal täglich Therapie, aufgrund eines Dauerinfekts, welcher sonst zu einer Lungenentzündung führen würde.
Margrit und Walter Gaberthüel mussten sich im Laufe ihres Lebens und ihrer 45jährigen Ehe darauf einstellen, immer wieder ihren Alltag, die Ferien und auch den Wohnort ihrer unheilbaren Krankheit anzupassen. Ihre Ehe blieb kinderlos.
Beide haben gelernt, mit ihrer Krankheit umzugehen, sie anzunehmen, den Blick auf den „gesunden Kern“ und die positiven Seiten des Lebens zu lenken. Sie sind sehr dankbar zu wissen, dass sie von vielen Menschen im Gebet begleitet und von Gott getragen werden.
Walter Gaberthüel erwähnte im Schlusswort eine Beobachtung, welche er einmal im Südtirol gemacht hatte. Die Äste der Obstbäume werden im Winter mit kleinen Backsteinen behängt. Die Äste werden dadurch kräftig und sind so in der Lage, im Herbst viele Früchte zu tragen ohne abzubrechen. Walter Gaberthüel stellte die Frage: „Könnte es sein, dass Gott Ihnen aus Liebe den einen oder andern ‚Backstein‘ angehängt hat, damit reiche und gute Frucht aus Ihrem Leben wachsen kann?“

Margrit und Walter Gaberthüel leiden an COPD
Die Krankheit „Bronchiektasie“ wird heute zu den ‚Chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen’gezählt.  COPD (Englisch: chronic obstructive pulmonary disease) bezeichnet als Sammelbegriff eine Gruppe von Krankheiten der Lunge, die durch Husten, vermehrten Auswurf und Atemnot bei Belastung gekennzeichnet sind. Bei Walter Gaberthüel zeigt sich vor allem eine verminderte Lungenventilation. Beide müssen jeden Tag inhalieren mit Medikamenten, die die Bronchien erweitern. Gleichzeitig müssen sie auch Medikamente nehmen, sogenannte Mukolytikas, die den zähen Schleim lösen und so den Auswurf fördern.

 

 

 

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