Wie sage ich es meinem Arzt

Vortragsreihe Offenes Fenster vom 04.10.2017

Referent: Hansruedi Stahel, Kommunikationstrainer, Turbental

Kommunikation unter speziellen Umständen

Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist das Fundament einer guten Behandlung.

Die Empathie – der Schlüssel zum gegenseitigen Verstehen.
Empathie steht bei der Kommunikation immer im Mittelpunkt. Durch Empathie wird die Würde als Mensch gewahrt. Es kommt zu einer Kommunikation des gegenseitigen Respektes. Gewünscht wird ein einfühlsamer Dialog welcher hilft, mit der Situation umzugehen. Durch den Dialog ist es möglich, einen Beitrag zur Therapie einzubringen.

Dass die ungenügende Kommunikation problematisch sein kann, ist in der wissenschaftlichen Literatur mittlerweile recht gut belegt. Dazu gehören zum Beispiel eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose und ein gestörtes Vertrauensverhältnis. ( Quelle: Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften)

Herr Stahel empfiehlt, schon ein paar Tage vor dem Arztbesuch, sich folgendes aufzuschreiben:

    • Meine Krankengeschichte:
    • Wurde ich schon einmal operiert? Wann und wo?
    • Welche Krankheiten habe ich durchgemacht? Wann?
    • Bin ich auf irgendetwas allergisch?
    • Gibt es Familienkrankheiten!
    • Wo liegen meine jetzigen Beschwerden?

Schreiben Sie diese auf, damit vergessen  Sie etwas Wichtiges nicht.
Wenn Sie vor dem Arzt oder der Ärztin sitzen, fassen Sie sich kurz, aber gehen Sie ihre Liste Punkt für Punkt durch.
Sprechen Sie nicht nur über ihre Schmerzen, sondern auch über Angst und Unsicherheit. Auch  allfällige Potenzstörungen müssen angesprochen werden.
Nach der  Untersuchung stellen Sie Fragen, z.B. zur Therapie, zu den Medikamenten und deren Nebenwirkungen. Informieren Sie sich, wie Sie ganz persönlich die Therapie unterstützen können, z.B. Ernährungsumstellung, Spazieren, viel frische Luft etc.
Wenn Ihnen etwas fremd vorkommt, fragen Sie nach und schreiben Sie es auf.
Am Schluss des Gespräches, fassen Sie kurz zusammen, was Sie gehört und wie Sie es verstanden haben.
Wenn Ihre Aufnahmefähigkeit nicht mehr so wie früher war, nehmen Sie eine Begleitperson mit.
Holen Sie sich eine Zweitmeinung in Begleitung einer Vertrauensperson.
Nach dem ersten Arztbesuch, setzen Sie sich in einem ruhigen Moment hin und denken Sie darüber nach.
Suchen Sie, wenn möglich im Internet für andere Lösungen nach.
Hören Sie nicht auf Freunde und Freundinnen, welche es besser wissen, irgendwo jemanden kennen und durch eine weitere Person davon gehört haben, dass …
Experimentieren Sie nicht mit anderen Medikamenten, denn auch pflanzliche Medikamente haben Nebenwirkungen. Vor allem  fragen Sie den  Arzt, bevor Sie homöopathische Produkte und zugleich schulmedizinische Medikamente einnehmen.
Auch ein Arzt ist nur ein Mensch.
Wenn H.R. Stahel einen Arzt begleitet, stellt er ihm meistens ganz am Anfang des Gespräches die Frage: Wieviele Menschen sagen Ihnen so danke, dass Sie sich nach fünf Tagen noch an dessen Name erinnern? Es gibt Ärzte die sich an keinen einzigen Namen erinnern können.
Der Beruf des Arztes ist ein Helferberuf. Wenn nichts zurückkommt, entwickelt sich eine gefährliche Demotivation, welche sich, gepaart mit weiteren kritischen Punkten, gern zu einem Burnout  entwickelt. Darum sagen Sie Danke. Zeigen Sie dem Team wie dankbar Sie sind. Sie werden feststellen etwas kommt zurück. „Danke Sager“ stehen nicht daneben, nein sie gehören dazu.

Zudem wird alle paar Minuten ein Arzt mit anderen Krankheiten konfrontiert. Da kommt z.B. ein Bauer, der den Fuss verstaucht hat, dessen grosse Sorgen für ihn, wie der Betrieb weiter geht sind und er wünscht sich ein Wundermittel für den verstauchten Fuss. Anschliessend kommt eine junge Mutter die Brustkrebs hat. Ihre grosse Sorge ist, wie funktioniert die Familie weiter etc. und was steht ihr bevor.
Ein Arzt muss sich innert  kurzer Zeit auf einen anderen Mensch, dessen Krankheit und Sorgen einstellen und das tagtäglich.

 

Zum Schluss ein kommunikatives Gespräch: 

Arzt: “Sie leiden an postbrachialer Erweiterung des Oberbauches.”
Der Patient ist schockiert und fragt entsetzt: “Oh mein Gott, Herr Doktor, was bedeutet das?”
Arzt: “Sie haben Blähungen!”